Die Zunge ist ein Organ mit vielen Aufgaben. Wir brauchen sie unter anderem zum Sprechen, zum Singen und zum Essen. Dabei tastet sie die Nahrungsmittel ab nach Unessbarem wie Splitter von Nussschalen, Steinchen und anderen möglicherweise verletzenden Teilchen. Die Zunge ist über vier Nerven sowohl mit den Organen als auch mit dem Gehirn verbunden. Diese sind verantwortlich für die Empfindung von Schmerz, von Hitze und Kälte und für das Erkennen der Geschmacksrichtungen süss, sauer, bitter, neutral und salzig. Der süsse Geschmack wird vorwiegend im vorderen Zungenbereich wahrgenommen, der saure und salzige an den Zungenrändern und der bittere im hinteren Bereich.

In der Chinesischen, wie auch in der Ayurvedischen Medizin, ist die Zunge aber auch Spiegel des Körpers und damit von grosser Bedeutung für die Diagnose. Eine gesunde Zunge ist rosa, etwas feucht glänzend und mit einem dünnen weisslichen Belag überzogen. Sie sollte eine gewisse Spannkraft und Beweglichkeit aufweisen und weder zu gross noch zu flach sein. Und nicht zuletzt sollten Form und Farbe der Unterzungenvenen unauffällig sein.

Jede Abweichung von diesem Bild der gesunden Zunge deutet auf eine Störung im Organismus hin. Je nachdem, auf welchem Zungenareal zum Beispiel eine Rötung sichtbar, der Zungenbelag verfärbt, zu dick oder im Gegenteil gar nicht vorhanden ist, rote Papillen erscheinen oder Risse und Dellen im Zungenkörper zu finden sind, kann auf eine Störung in einem bestimmten Organsystem geschlossen werden. Eine Diagnose kann aber nie nur aufgrund der Beschaffenheit der Zunge gestellt werden. Ein Verdacht aufgrund der Zungendiagnose muss für eine schlüssige Diagnose immer durch mindestens zwei weitere Diagnoseverfahren - wie das Befragen und die Pulsdiagnose z. B. - bestätigt werden.

Patienteninformationen zur Zungendiagnose

Wenn Sie sich mit Chinesischer Medizin behandeln lassen wollen, ist das Abschaben oder Bürsten der Zunge nicht zu empfehlen, weil die Zungendiagnose durch das Fehlen des Belages verfälscht würde. Die aus der Ayurvedischen Medizin stammende Sitte des Schabens ist überhaupt fragwürdig, weil die Papillen durch das intensive Bearbeiten der Zunge verletzt und dadurch die Funktionen des Schmeckens beeinträchtigt werden können.